Wissenschaft ist ein historischer Prozess. Er verändert sich über die Zeit. Die Gesetzmäßigkeiten, wenn es welche gibt, sind nicht bekannt.
Damit ist aber auch gesagt, dass wir nicht wissen, wo sich die Wissenschaft hin entwickeln wird. Nicht nur die Methodik wird sich verändern, auch die Themen.

Befunde werden unser Methodenverständnis revolutionieren, neu gefundene Methoden werden neue Erkenntnisse und damit auch wieder neue Probleme aufwerfen und alles zusammen wird wieder neue Ansichten erzeugen.
Das Einzige, was sich aus meiner Sicht als Konstante durch die Wissenschaft – s – prozesse hindurch zieht, ist eine Tradition der Skepsis – und der Versuch, Einsichten und Befunde durch kollektive Diskursprozesse gegen Irrtum zu sichern.
Das klappt auf Dauer und auf lange Sicht ganz gut, auch wenn es nicht immer sofort funktioniert. Aber die Methoden, mit denen dies geschieht ändern sich. Und die Themen, die wichtig sind, auch.
In diesem Kontext ist es spannend, dass sich in der Medizin über die letzten etwa 20 bis 30 Jahre hinweg ein wachsendes Interesse an Spiritualität zeigt. Eine der frühen Auseinandersetzungen mit dem Thema kommt aus der Lebensqualitätsforschung [4], die zwei Jahrzehnte später dazu geführt hat, dass Spiritualität in entsprechende medizinische Fragebögen integriert wurde [5]. Warum beschäftigt das die Medizin, die es offenkundig zunächst mit dem kranken Organismus zu tun hat, der scheinbar nur aus materiell verstehbaren Elementen besteht?